Die Wahrheit wird euch frei machen!

Die Wahrheit will keiner so gerne hören. Sie könnte unbequem und belastend sein. Jemanden die Wahrheit sagen müssen, ist jedoch genau so schwierig. Sehr schnell kommt man da in einen Gewissenskonflikt. Man könnte den anderen aus dem Gleichgewicht bringen und man fragt sich: Ist es richtig jemand damit zu konfrontieren? Belastet das den anderen nicht all zu sehr? Löst das nicht Ängste aus, mit denen man selbst nur schwer umgehen kann?

Ärzte und Pfleger kommen sehr oft in diese Situation. Gerade, wenn es um die Mitteilung unheilbarer Krankheiten geht. In den Grundsätzen der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung aus dem Jahr 1998 steht geschrieben, dass die Ärzte dazu verpflichtet sind einem Sterbenskranken die Wahrheit zusagen. Sie sind jedoch auch dazu angehalten, auf den Sterbenden einzugehen. Zwei ethische Prinzipien, die auf den ersten Blick nicht so recht zusammenpassen, nämlich dem Patienten die Wahrheit sagen, ihm dabei aber nicht schaden zu wollen.

Kann hier eine ‚Notlüge' nicht eher hilfreich sein? Gerade wenn ein Angehöriger den Arzt voll Sorge darum bittet, dem Patienten nichts zu sagen. Von daher ist Jesuswort aus Johannes-Evangelium keine geringe Provokation, wenn da gesagt wird: "Die Wahrheit wird Euch frei machen!" (Joh 8, 32). Wie kann eine Wahrheit in einer solchen Situation denn ‚frei' machen? Der Gottesdienst aus der Kapelle im Markus-Krankenhaus will sich mit diesem provozierenden Wort Jesu auseinandersetzen. Pfarrer Dr. Kurt Schmidt , der seit 1997 das ›Zentrum für Ethik in der Medizin‹ im evangelischen Markuskrankenhaus leitet, hat diesen Gottesdienst gemeinsam mit Ärzten und Pflegern vorbereitet.

Charlotte Magin, Pfarrerin und Senderbeauftragte beim ZDF