Aus der Kirche auf dem Berg Nieder-Gründau
mit Biker-Pfarrer Ruprecht Müller-Schiemann

Für eine knappe Stunde stehen die Motoren von fast 10.000 Motorrädern hessenweit still: Gottesdienst für Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer in der Kirche auf dem Berg mitten im Rhein-Main-Gebiet. Alljährlich kommen sie hier zusammen, um bewusst und gemeinsam mit dem Zuspruch der Kirche in die neue Saison zu starten.

Kirche mischt sich da ein, wo Leben in Gefahr ist -gegen den 50.000fachen Verkehrstod in Europa. Im Gottesdienst, gestaltet von Mitarbeitern des Verbandes Christlicher Motorradfahrer, geht es um den Geist. Lebenskräfte für ein vernünftiges Miteinander auf der Straße werden gestärkt. Motiviert wird der gute Geist, der sich für Leben auf dem Asphalt öffnet: bewusstes Fahren, bewusstes Wahrnehmen des Nächsten auf der Straße.

Ein Anspiel im Gottesdienst zeigt eine alltägliche Begebenheit. Zwei Verkehrsteilnehmer begegnen sich, die sich das Leben wie so oft im Alltag auf der Straße schwer machen. Durch Blech und Leder hindurch wird dann aber deutlich: Motorradfahrer sind nicht anders als andere. Im Auto und auf dem Motorrad sitzen Menschen mit ganz ähnlichen Gefühlen und Gedanken.

Bikerpfarrer Ruprecht Müller-Schiemann predigt unter den Leuten, ganz nah dort, wo die Herzen der Menschen in Leder schlagen. Statt weiser Ratschläge von oben herab demonstriert er Begleitung aus der eigenen Betroffenheit. Die Predigt zeigt, was möglich ist auf dem sonst so grauen Asphalt: Der Blick, der Gedanke, der gute Geist nimmt Kontakt auf mit dem Anderen, öffnet sich und zeigt Verständnis für den Nächsten. Ein vernünftiges, geistvolles Miteinander ist erreichbar. Geist-reich auf zwei Rädern - so kann Leben bewahrt und die Natur geschont werden.

Die Rockband MUT aus Frankfurt bringt Bewegung in die Kirche. Vor und hinter den Bildschirmen des ZDF kann so ein ganz anderer Gottesdienst erlebt werden, der auf seine Weise Gott, dem Menschen und dem Leben dient.

Frank-Michael Theuer, Diplomtheologe und Senderbeauftrager beim ZDF