Aus der Stadtkirche in Villach / Kärnten mit Pfarrer Jürgen Öllinger
"Leben mit Feindbildern?"
Spiegel sind eine tolle Erfindung. Man kann sich darin kritisch beobachten, korrigiert sein Äußeres oder betrachtet sich einfach. Unangenehm ist das Spiegelbild, wenn darin Falsches und Hässliches auftaucht.
Manche Menschen wirken wie ein Spiegel. In ihnen sieht man eigene Schwächen und Fehler. Sie werden schnell zu Feinden, bekämpft oder ignoriert. Solche Feindbilder sitzen tief, im persönlichen Leben wie zwischen Religionen, Ländern und Völkern.
Die Bibel zeigt einen anderen Weg, eine neue Sichtweise: Nichts Besonderes ist es, Freunde zu lieben. Christinnen und Christen sollen vielmehr ihre Feinde lieben. Sie sollen die segnen, die spotten und fluchen. Sie sollen dort Gutes tun, wo Verleumdung und Zerstörung um sich greift.
Die evangelische Kirche in Villach in Kärnten hat seit kurzem verspiegelte Kirchenfenster. Menschen sollen sich selbst und die Schöpfung in diesen Fenstern neu erkennen und verstehen. Im Gottesdienst zeigen Kinder der musisch-kreativen Hauptschule Landskron mit Spiegelmasken, wie das möglich ist. Der Predigttext aus dem Römerbrief fordert auf zu diesem neuen Blick auf alte Bilder, zu einer Feindesliebe ohne Rache. Tanz, Gesang und Musik lassen den Blick in den Spiegel wagen und das aushalten, was dieser zeigt.
Frank-Michael Theuer, Diplomtheologe und Senderbeauftragter beim ZDF
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