Maria Himmelskönigin: Macht ist relativ
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Auf den ersten Blick scheint das Bildmotiv des Deckengemäldes altbekannt. Man sieht da Maria als Himmelskönigin thronen - unter einem Baldachin mit glänzenden Sternen, umgeben von einem dichtgedrängten Heiligenreigen, gehuldigt von Engelschören. Doch das ist nicht alles: Denn im Kreis der Heiligen, Märtyrer und alttestamentlichen Wegbereitern befindet sich auch Kaiser Heinrich II. Im Osten, zum Altarraum hin, sitzt er vor einem Modell der Stiftkirche. Direkt hinter ihm steht seine Ehefrau, Kunigunde. Ein Kaiser als Heiliger? Und vor allem: Nicht im Mittelpunkt, sondern als Huldiger der Himmelskönigin? Ein Blick auf sein Leben zeigt, dass das durchaus dem Anspruch entspricht, den er an sich selbst stellte. Kaiser Heinrich hat sich immer als Knecht Christi bezeichnet - und zugleich auch als Sohn seiner Magd, als Sohn Mariens. Sich an Maria messen zu lassen, ist nicht immer leicht. Es bedeutet, dass man nicht einfach das durchsetzt, was einem selbst gerade im Sinn steht. Für einen Herrscher vielleicht doppelt schwer. Als solcher mag man schnell dem Trug verfallen, dass man alle Macht dieser Welt besitzt. Doch Heinrich versuchte, sich einem Höheren zu beugen - und immer dort, wo es ihm misslang, war er bereit, Kritik anzunehmen und Fehlverhalten einzusehen. Das macht aus ihm nicht nur einen besseren Herrscher. Das macht aus ihm vor allem einen Heiligen, der nicht sich selbst, sondern einer anderen, größeren Königin huldigt.
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